Rücken verspannt? Nacken steif? Vielleicht liegt es an den Faszien. Fünf Übungen, die das Bindegewebe zwischen Muskeln und Gelenken stärken.
“Ein gesundes Bindegewebe ist biegsam wie ein Bambus, reißfest wie ein Zugseil und ermöglicht federnde Bewegungen wie bei Gazellen”, meint Dr. Robert Schleip, Faszien- und Rolfingexperte von der Technischen Universität München. Das Lieblingsobjekt seiner derzeitigen Forschung ist jenes weiße Gewebegeflecht, das jeden Knochen, jeden Muskel umhüllt. Diese kollagenhaltigen Fasern sind jedoch alles andere als unnützes Verpackungsmaterial: Sie verbinden wie ein Gitternetzwerk alle Bauteile des Körpers, übertragen Kräfte von Muskel zu Muskel, stützen und formen den Körper und schützen ihn vor Überlastung.
Faszien: Bewegliches Bindegewebe
“Damit das Bindegewebe diese Funktionen auch wahrnehmen kann, ist es genauso auf Bewegung angewiesen wie Muskeln und Gelenke”, weiß Physiotherapeut Kay Bartrow. “Wird es unterfordert oder zu einseitig benutzt, kommt es häufig zu einer chaotischen Faserausrichtung, und es tut weh.” Das Netzgeflecht ist mit zahlreichen Nervenenden, Schmerz- und Bewegungssensoren ausgestattet. “Wer also seine Faszien trainiert, verbessert nicht nur die Beweglichkeit, er hat auch weniger Schmerzen.”
Ausrollen, massieren, dehnen und federn: Die Prinzipien des Faszientrainings sind einfach und lassen sich mit und ohne Gerät zu Hause ausführen.
Kay Bartrow hat mehrere Übungen für Senioren zusammengestellt: Ihre Muskeln werden sich lockern, Verspannungen sich auflösen, und unelastische Faszien werden beweglich und gleitfähig. Das Training verbessert zudem die Koordination ihrer Bewegungen. Triggerpunkte – das sind schmerzhafte Bereiche und Zonen wie etwa in der Schulter-Nacken-Region – lösen sich auf. “Wer es schafft, zweimal die Woche zu üben, kann bald mit einem besseren Körpergefühl rechnen”, verspricht der Experte.
Fünf Übungen für die Faszien
Auch im Stand lässt sich die untere Wirbelsäule trainieren. Sie stehen eine Fußlänge von der Wand entfernt. Gehen sie leicht in die Knie, und bewegen Sie die Rolle an der Wand langsam nach unten und oben: Zunächst bearbeiten Sie nur ein kleines Gebiet, danach den Rest des unteren Rückens.
Igel- oder Tennisbälle eignen sich gut für die sanfte Eigenmassage: Diese Übung können Sie im Sitzen oder stehen durchführen. Sie rollen den Ball mit einer Hand über eine beliebige Körperregion. Erwünschter Effekt im massierten Bereich: Die Durchblutung verbessert sich, Muskeln und Faszien lockern sich, das sorgt insgesamt für mehr Beweglichkeit. Beginnen Sie dabei mit sanftem Druck, und steigern Sie ihn langsam: Denn Ihr Körper braucht Zeit, sich anzupassen und sich zu entspannen.
Druck aufbauen, bis der Schmerz nachlässt: Das ist das Prinzip beim Triggern. Das funktioniert mit einem Tennisball: Er liegt zwischen einem Schulterblatt und der Wirbelsäule. Lassen Sie locker. Atmen Sie tief ein: Der Druck wird größer. Atmen Sie wieder tief aus: Der Druck wird geringer. Sind die Schmerzen zu intensiv, lagern Sie den Ball um. Nach etwa 90 Sekunden sollte der Schmerz deutlich nachlassen, und die Muskeln sollten entspannen.
Gehen Sie in den Vierfüßlerstand: Sie stützen sich and Händen und Knien ab. Legen Sie den linken Oberarm auf der Rolle ab, und schieben Sie ihn langsam seitlich nach rechts außen. Dabei dreht sich Ihr Oberkörper immer weiter in seitliche Richtung. Führen Sie die Drehbewegung möglichst langsam und kontrolliert aus. Behalten Sie das Gleichgewicht. Machen Sie die Wirbelsäule während die Übung möglichst lang. Dann Seitenwechsel.
Setzen Sie sich auf eine feste Rolle, und bewegen Sie sich langsam nach vorn und zurück, indem die Füße jeweils mitgehen. Der Rücken bleibt gerade, um eine Fehlbelastung der Wirbelsäule zu vermeiden. Führe Sie die Bewegung langsam durch. Faszien brauchen Zeit, um sich zu entspannen und beweglicher zu werden. Wem der Druck auf der Gesäßmuskulatur zu intensiv ist, der kann sich an der Rolle abstützen.
(Quelle)
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