Jetzt beginnen die grauen kalten Monate. „Augen zu und durch“, denken viele. Aber diese Jahreszeit hat eine ganz wichtige Funktion: die Konzentration auf das Wesentliche. Es ist die Zeit, um Kräfte zu sammeln. Es ist die Zeit der Langsamkeit. Lernen wir wieder, sie zu entdecken!
Gestern war eine Klientin bei mir in der Praxis. Eine quirlige 60igerin, die seit Jahren an Schlafstörungen leidet und nach und nach lernt, auch Ruhe geben zu dürfen. Sie stellte etwas Bemerkenswertes fest: „Ich merke, dass ich immer langsamer werde, für die Dinge länger brauche, aber im Vergleich zu den Vorjahren hadere ich nicht mehr damit.“ Und dann lächelte sie: „Ich ärgere mich nicht mehr über mich.“
Ich ärgere mich nicht mehr über mich
Das ist ein Erfolg für uns beide. Die Entdeckung der Langsamkeit. Das passt auch gut zu dieser Jahreszeit. Die Natur macht es uns vor. Die Bäume zeigen uns nochmals die schönsten Farben und werfen dann allen unnötigen Ballast ab. Sie ziehen sich zurück. Viele Tiere haben die letzten Monate dafür genutzt, um Vorräte zu sammeln oder sich den Bauch für den Winterschlaf vollzuschlagen. Der Herbst war einmal die Zeit, in der Menschen ihre Kräfte sammelten und die Ernte für die kalte Jahreszeit einlagerten. In der Traditionellen Chinesischen Medizin sind Herbst und Winter die Monate des Rückzugs und des Innehaltens. Sie werden den Elementen Metall und Wasser zugeordnet. Die Behandlungen in meiner Shiatsu-Praxis stehen mehr als im Frühling und Sommer im Zeichen der Ruhe und Entspannung. Manche müssen erst wieder lernen, wie es sich anfühlt, einmal ruhig zu sitzen, in sich hineinzuhören statt mit langen To-do-Listen durch die Gegend zu hetzen. Andere wissen nicht, was sie mit sich anfangen sollen.
Ein Bad in der Ruhe und Stille
Gerade weil unsere Gesellschaft auf die ständig in Bewegung befindlichen Leistungsträger fokussiert ist, haben viele Menschen verlernt, was es bedeutet Ruhe in sich selbst zu finden anstatt den Fernseher aufzudrehen und sich mit übergroßen Portionen Information und Unterhaltung vollzustopfen. Das ist kein Plädoyer dafür, sich den ganzen Tag im Bett zu verkriechen, sondern vielmehr dem Körper ein Bad in der Ruhe und Stille zu gönnen. Er wird es Ihnen beispielsweise mit gutem Schlaf danken. Die ersten Schritte sind schwer, aber geben Sie nicht gleich auf. Wie wäre es mit einem ausgedehnten Herbstspaziergang ohne hochgezogene Schultern, dafür mit offenen Augen und Ohren für die Formen und Farben der Blätter, die Stille des Nebels und das Rascheln der Bäume?
Konzentration auf das Wesentliche
Konzentration, Struktur, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – das wird in der TCM dem Metallelement zugeordnet. Schlaf, tiefe innere Ruhe, Weisheit dem Wasserelement. Die Jahreszeiten spiegeln wiederum auch den Zyklus in einem Menschenleben wider. Während das lebendige überbordende Holzelement den Frühling und somit das neugierige Entdecken der Kinder und Jugendlichen wiedergibt, stehen Metall und Winter für die fortgeschrittenen Lebensjahre. Der Winter beginnt im chinesischen Kalender bereits in der ersten Novemberhälfte. In der Lebensphase des reifen Erwachsenen (zwischen 42 und 56 bei der Frau, zwischen 48 und 64 beim Mann) ist die Zeit des äußeren Wachstums und des Aufbaus meist vorüber. Sie werden als Jahre des inneren Wandels und der Konzentration auf das Wesentliche gesehen, das sich mit der Erfahrung des Lebens herauskristallisiert hat.
Den „inneren Ofen“ füttern
Es ist eine Jahreszeit, wo wir darauf achten sollten, Wärmendes zu essen. Denn die innere Kälte, die wir im Sommer mit Salaten, leckerem Eis und Smoothies angesammelt haben, schwächt unser Immunsystem und muss in innere Wärme umgewandelt werden. Wenn der Verdauungstrakt genug Wärme bekommt, dann fühlen sich auch die Füße gleich wohliger. Was Sie noch alles für Ihren „inneren Ofen“ tun können, verrate ich beim nächsten Mal. Heute will ich Ihnen keine To-Do-Liste mitgeben. Denn sie lenkt nur ab, um Stille und Langsamkeit zuzulassen. Das In-Sich-Hineinhören und Zulassen braucht Zeit, Geduld und Übung. Jeden Tag ein Schritt. Das haben wir vielfach verlernt.
Wenn der Nebel alles verschwimmen lässt, ist die beste Zeit, die Langsamkeit zuzulassen. Das ist am Anfang nicht leicht, aber langfristig ist das die beste Investition, damit Ihr Körper und Ihr Geist so richtig auftanken kann. Fragen Sie meine Klientin!
Unsere Seenager Expertin – Monika Sperber Shiatsu Expertin https://www.sperber-shiatsu.at/
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