Es ist Winter, kalt, das Licht fehlt und die Lockdowns rauben uns Freude und Energie. Die besten Zutaten für einen Winterblues. Welche Nahrung wir dem inneren Ofen geben können, damit sich das Feuer wieder entzündet und unsere Füße wärmt, verrät uns die Shiatsu-Praktikerin Monika Sperber.
Kalte Füße, kalte Hände und als Draufgabe auch noch eine Blasenentzündung. Meine Klientin sah aus wie ein Häufchen Elend und klagt über fehlenden Antrieb. „Nichts freut mich mehr. Alles wird zur Belastung. Wenn es doch endlich Frühling wäre“, jammert sie. Wen wundert‘s. Die Yang-Aspekte in unserem Leben leiden in dieser Jahreszeit an Unterernährung. Yang steht für Wärme, Vitalität, Leidenschaft und Antrieb. Fehlt uns das Yang, fehlt uns auch die Energie und Motivation.
Anstatt zu warten bis der Frühling wiederkommt, können wir selbst etwas tun, um unseren Körper wieder auf Temperatur zu bringen. Die Nieren werden oft als die Heizung unseres Körpers bezeichnet. Daher muss gerade jetzt die Nierenenergie gehegt und gepflegt werden. Das ist gar nicht so schwer.
Füße brauchen Bewegung
Spazierengehen, Nordic Walking, laufen… Am besten in der Natur. Und zwar jeden Tag und bei jedem Wetter. Da spüren die vernachlässigten Füße wieder den Kontakt zum Boden anstatt „nutzlos“ vom Schreibtisch oder Sofa zu baumeln. Die Bewegung bringt unsere Energie wieder in Schwung, das Blut in Wallung und frische Luft tief in unsere Lungen, die unter der trockenen Heizungsluft zu leiden haben.
Die Winterlandschaft, das verschreckte Reh oder die Geräusche im Wald versorgen den Kopf mit neuen visuellen Reizen und lenken ihn ab vom Winterblues. Denn auch das Gehirn braucht Inspiration von außen, um sein gedankliches Hamsterrad zu verlassen.
Auf diese Art und Weise bekommt das vor sich hin darbende Flämmchen, das für unseren Wärmehaushalt zuständig ist, wieder ein bisschen Nahrung. Nicht vergessen: Den unteren Rücken und die Füße gut einpacken, denn diese Teile unseres Körpers werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin den Nieren zugeordnet.
Zitrusfrüchte gehören in den Süden
Wärme hängt immer auch mit Ernährung zusammen. Gewürze und Lebensmittel können eine erhitzende oder erwärmende Wirkung, aber auch eine kühlende oder kalte Wirkung haben. Aber Achtung: nicht alles was sich warm anfühlt, lässt auch das Feuer im inneren Ofen zufrieden vor sich hin knistern.
Warmer Pfefferminztee ist beispielsweise ein Getränk, dass Sie getrost bis zum Sommer im Schrank lassen können. Er kühlt nämlich und wird deshalb gerne in Nordafrika getrunken. Auch Zitrusfrüchte haben eine kühlende Wirkung – im Süden, wo sie wachsen, passen sie genau richtig auf den Speiseplan. Äpfel sind ebenso wie die meisten anderen Obstsorten kühlend, aber im Apfelkompott gemeinsam mit Zimt, Kardamom und Gewürznelken heizen sie uns kräftig ein. Das sind genau die Winter-Gewürze, die auch im Lebkuchen verarbeitet werden und in keinem Glühwein oder Punsch fehlen. Das morgendliche Müsli mit kaltem Joghurt bringt hingegen Kälte in unseren Bauch, ebenso andere Milchprodukte oder Sommergemüse, wie etwa Paradeiser, Gurken und Smoothies. Da bläst im wahrsten Sinne des Wortes ein kalter Nordwind in unseren inneren Ofen hinein. Spüren Sie einmal ganz bewusst in sich hinein.
Geschmortes und Wurzelgemüse vertreiben die Kälte
Wenn wir stattdessen auf die Speisekarten unserer Großeltern blicken, dann fängt die Flamme gleich ein bisschen mehr zu züngeln an. Wurzelgemüse, rote Rüben, Kohl, Kraut, lange gekochte Kraftsuppen, Eintöpfe oder geschmortes Gemüse und Fleisch im Backrohr geben unserer Mitte Wärme und Kraft. Mitgegarter Zwiebel, Lauch, Koriander, Thymian oder Rosmarin sind beispielsweise ideale Begleiter für die meisten „Kaltblüter“ unter uns.
Aber schon die erste Mahlzeit des Tages – das Frühstück – sollte gekocht sein. Wie wäre es beispielsweise mit einem süßen Haferflockenbrei, einem pikanten Hirseauflauf oder einer wärmenden Suppe am Morgen? Wenn der Bauch wohlig warm wird, dann sind es auch die Nieren. Das Feuer brennt satt und zufrieden vor sich hin und erhält genügend Kraft, die Füße aufzutauen. Idealerweise sollten wir gerade in der kalten Jahreszeit drei Mal täglich eine gekochte Mahlzeit genießen.
Wer diese einfachen Regeln mehrere Wochen umsetzt, wird merken, dass die Wärme langsam zurückkommt und mit ihr die Kraft und Energie. Am besten lassen Sie sich von einer TCM-Ernährungsberater*in dabei beraten und mit einem auf Sie abgestimmten Ernährungsplan begleiten.
Übung für kalte, verspannte Füße
Für kalte Füße gibt es eine gute Übung, die wie eine Fußreflexzonenmassage wirkt. Man nennt sie „Am-Stock-Gehen“. Dazu nehmen Sie am besten einen Holzstock mit einem Durchmesser von etwa 2 Zentimetern. Sie können auch einen Besenstil verwenden – einfach die Bürste abschrauben und schon ist das Turngerät fertig.
Der Stock liegt flach auf dem Boden. Nun gehen Sie barfuß oder mit Socken vom Zehenansatz bis zur Ferse seitlich über den Stock. Und zwar ganz langsam, Zentimeter für Zentimeter. Ihr gesamtes Körpergewicht ruht dabei auf Ihren Füßen und die Hüfte bleibt locker.
Das kann richtig weh tun! Was Sie spüren, ist ihre eigene Spannung, die von den Füßen über die Wirbelsäule bis zum Nacken geht. Diese Spannung lockert sich. Die Übung stimuliert auch die Akupunkturpunkte auf den Füßen. So wandert die Energie vom überstimulierten Kopf Richtung Füße. Der Effekt: Der Kopf wird frei und die Füße warm.
Wenn Sie diese Do-it-yourself-Fußmassage täglich etwa 10 Minuten – am besten abends vor dem Schlafengehen – machen, wird das ihre Verspannungen lindern, den Schlaf verbessern und die Füße beleben, die ohnehin viel zu wenig Aufmerksamkeit erhalten.
Halten Sie durch und machen Sie die Übung konsequent – der Schmerz verschwindet und ihre Füße entspannter!
Mag.a Monika Sperber DIPL. HARA SHIATSU-PRAKTIKERIN Tel: 0660 73 12 004 • E-Mail: monika@sperber-shiatsu.at • www.sperber-shiatsu.at
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